Historie

Der Weg der Fußballabteilung 1903 – 2003

Aus den Polizeiakten im Archiv der Stadt Fulda geht hervor, dass die Fußballabteilung im Jahre 1903 durch Carl Pauly gegründet wurde.Gespielt wurde damals auf der Klosterwiese, der Domäne am Neuenberg, für die jährlich 30 Mark Pacht zu zahlen war. Mit dem 1904 gegründeten Fußballklub Borussia, der dann ebenfalls die Klosterwiese nutzte, wurde vereinbart, dass der Platz an den Sonntagnachmittagen für die Turnerschaft reserviert blieb. In der Folgezeit gründeten die Fußballer der FT einen eigenen Verein und nannten sich die „Fuldaer Kickers“. Sie traten aber 1907 wieder der Turnerschaft bei; ihre Aktivitäten wurden damals als „sehr rege“ bezeichnet. Probleme gab es aber bald mit dem Fußballverein Borussia, der inzwischen die gesamte Nutzung der Klosterwiese für 100 Mark jährlich gepachtet hatte, so dass für die „Fuldaer Kickers“ ein anderer Übungsplatz gesucht werden musste. Von der Stadtverwaltung konnte dann die alte städtische „Bleiche“

Die Mannschaft im Gründungsjahr 1903

1908 hatte die Fußballabteilung der FT bereits 71 erwachsene Mitglieder und 17 „Zöglinge“ (Jugendspieler). Es wurden in diesem Jahr 13 Wettspiele ausgetragen, nämlich acht Heimspiele und fünf Auswärtsspiele, für die der Verein einen Zuschuss gab. Beim 3. Rhönturnfest am 09. August 1908 auf der Wasserkuppe fand erstmalig auch ein Fußballturnier statt, an dem sich sieben Mannschaften beteiligten, darunter die Fußballer der Fuldaer Turngemeinde. 1910 veranstaltete die FT-Fußballabteilung im Gesellenhaus ein „Stiftungsfest mit sehr abwechslungsreichem Programm“ und auf der städtischen „Bleiche“ ein Turnier, das „viel Anklang“ fand.

Ende des Jahres 1910 kamen Bestrebungen bei den Fußballern der Turnerschaft auf, wieder einen eigenen Verein zu bilden. Auf einer gemeinsamen Sitzung des Vorstandes und der Fußballer im Ballhaus wurde der Austritt der Fußballer beschlossen. Der Vorstand stellte ihnen jedoch den von der Turngemeinde angemieteten Platz an der städtischen „Bleiche“ weiter zur Verfügung.

Während des ersten Weltkrieges ruhte der Spielbetrieb, er wurde aber bereits 1919 wieder aufgenommen.

Die Mannschaft aus dem Jahre 1920

unter anderem mit Georg Schleicher, Franz Habersack, Otto Osner, Josef Rützel, Johann Zimmer, Josef Salomon, Josef Deuter, Josef Kind, Andreas Hillenbrand, Josef Füller und Franz Deuter.

Erneut wurde der Spielbetrieb – bedingt durch den 2. Weltkrieg – eingestellt. 1946 erfolgte in der Gaststätte „Kronhof“ in Fulda die Abstimmung über die Wiedergründung der Fußballabteilung, die unentschieden ausging. Die Stimme des Vorsitzenden, Fritz Sennefelder, der früher selbst Fußballer war, gab jedoch den Ausschlag für die Wiedergründung.

Nun möchte ich einen Sprung machen in das Jahr 1952. Ab diesem Zeitpunkt kann authentisch folgendes berichtet werden:

Die Fuldaer Turnerschaft hatte ihr Domizil weiterhin auf der Städtischen Bleiche, zusammen mit Germania Fulda. Dort – wo sich heute die Aueweiher befinden – befanden sich zwei Sportplätze. Als Umkleidekabine diente das Bleichhäuschen, das heute – hervorragend saniert – das Vereinshaus vom Schiffsmodelclub Fulda ist.

Die Fußballabteilung bestand aus einer Schüler-, einer Jugend- und einer Seniorenmannschaft. Die erste Mannschaft zierte über Jahre hinaus das Tabellenende der niedrigsten Klasse mit zu meist folgenden Ergebnissen: 1 : 35 Punkten und 3 : 120 Toren. Entscheidend war jedoch, dass die Mannschaft zusammenhielt und sich nicht auflöste.

Unsere Schülermannschaft vor 50 Jahren

stehend von links: Werner Jost, Erich Auth, Hans-Gerd Diegelmann, Lothar Eich, Werner Doll, Norbert Schottko,
sitzend: Werner Krombholz, Johannes Knaus, Dieter Detsch, Norbert Slangen, Dieter Wollmann

Die „Schüler“ wurde trainiert von dem Goldschmied und Uhrmachermeister Egid Schultheiß aus der „Hinteren Schleifersgasse“, der als einziger des Vereins motorisiert war. Motorisiert heißt, er besaß einen „Sachs“. Auf dem Sozius wurden die Verletzten (ich denke hier an die Fälle von Arm- oder Nasenbeinbruch) von ihm ins Krankenhaus gefahren. Hatte beispielsweise ein Spieler lediglich das Nasenbein angebrochen, können Sie davon ausgehen, dass aufgrund der schlechten Wege- und Straßenverhältnisse sowie der Federung des „Sachses“ der Arzt im Krankenhaus einen glatten Nasenbeinbruch feststellte.

Ich gebe zu, hier leicht übertrieben zu haben.

Wie lief der Spielbetrieb ab?

Hatte jemand den Schlüssel für das Bleichhäuschen vergessen, wurde sich im Freien umgezogen, die Kleider auf die Barriere gehängt und nach dem Spiel in der „Fulda“ gebadet.

Das waren noch Zeiten!

Im Winter wurde es etwas kritischer. Zu dieser Jahreszeit war die „Fulda“ zugefroren. Es musste daher jeweils ein Loch in das Eis geschlagen werden, um Wasser holen zu können. Auf einem Kanonenofen wurde ein 10-l-Eimer Wasser warm gemacht, der dann den zwei Mannschaften und dem Schiedsrichter zum Waschen diente. Es war selbstverständlich, dass Brennholz und Kohlen von zu Hause mitgebracht wurden.

Unser Vereinslokal war die „Grüne Aue“ in Fulda. Im Winter setzte sich die Tochter des Besitzers – für Insider die „Büttner´s Rita“ – bei jedem Heimspiel zu Fuß in Bewegung und brachte uns in einer Thermoskanne heißen Tee, den sie in einem unbemerkten Moment in der Gaststätte mit Rum mischte.

Als Stammpublikum hatten wir einen einzigen treuen Anhänger: den Finanzbeamten Bott aus der „Edelzeller Siedlung“.

Auf der Bleiche trainierten außer den Fußballern auch die Leichtathleten, auf dem B-Feld insbesondere die „schweren Jungs“. Damit meine ich beispielweise die Hammerwerfer – den Olympiasieger von 1960, Karl Storch, den Kerns Jakob und auch Willy Glotzbach.

Aufgrund entsprechender Planungen der Stadt Fulda wurden in den Jahren 1964/65 die Sportplätze beseitigt und an ihrer Stelle die Aueweiher angelegt.

Dies bedeutete natürlich auch, dass die Vereine heimatlos wurden – damit stand die Frage der Aussiedlung von Germania Fulda und FT 1848 an.

Der Hauptvorstand von FT entschied sich hier für den Platz Steingymnasium, da dieser im Gegensatz zu dem heutigen Germanenplatz mit einer Aschenbahn versehen ist und somit auch für die Leichtathletik nutzbar war.

Durch diesen Ortswechsel bedingt stellte sich auch die Frage nach einem neuen Vereinslokal. So fanden zunächst einige Sitzungen in der Privatwohnung des „Feuerwehrmannes“ Manfred Pade und im „Schwarzen Loch“ am Petersberg statt, ehe man die Gaststätte „Peterskeller“ in Fulda als Vereinslokal festlegte. Damaliger Gastwirt war der „Lügenbaron“ Gerhard Frauenholz.

1971 wurde in der neuerbauten Heinrich-Gellings-Halle von der Stadt Fulda ein Raum für das Vereinsleben zur Verfügung gestellt.

Mit dem Bau des Vereinsheimes wurde im Jahre 1989 begonnen, die Einweihung erfolgte 1992.

Zurück zur rein sportlichen Vergangenheit. FT hat in den letzten 50 Jahren überwiegend in der A-Klasse (heutige Bezirksliga) gespielt. Wie in anderen Vereinen auch lösten Erfolg und Misserfolg einander ab.

Unvergessen sind die Zugehörigkeit zur Bezirksklasse in den Jahren 1963/64, 1971 – 1973 und 1987/88 (heutige Bezirksoberliga). Dies war der Verdienst u. a. zweier Männer die ich nennen möchte: Manfred Pade, der leider allzu früh verstorben ist und der Ehrenabteilungsleiter Anton Wager.

Im Jahr 1992 gelang der Abteilungsführung mit der Verpflichtung des Spielertrainers Martin Schäfer ein Glücksgriff.

Pünktlich zum 90.sten Jubiläum wurde die Mannschaft als krönender Abschluss einer spannenden Fußballsaison 1992/93 Meister der Bezirksliga.

Bereits zwei Jahre später gelang der Fußballmannschaft der größte Erfolg in der 100-jährigen Vereinsgeschichte.

Vor der Rekordkulisse von 1200 Zuschauern wurde auf neutralem Platz in Großenlüder die Mannschaft von Hosenfeld im Entscheidungsspiel, dank dem hervorragenden Torwart Klaus Flinner, im Elfmeterschießen bezwungen.

Damit wurde die Meisterschaft in der Bezirksoberliga 1994/95 verbunden mit dem Aufstieg in die Landesliga geschafft.

Bezirksoberliga-Meister Saison 1994/1995 – FT Fulda


Stehend von links: Abteilungsleiter Werner Jost, Mario Kolb, Michael Storch, Thorsten Zenker, Thomas Weisbeck, Christof Keller, Dieter Schütz, Matthias Zentgraf, Horst Schliemann, Murat Baspinar, Spielertrainer Martin Schäfer, Jürgen Hess – sitzend von links: Peter Linn, Joachim Stanetzky, Uwe Schumacher, Klaus Flinner, Marco Weber, Jörg Jacobi, Alexander von Pazatka, Masseur Harald Schrimpf, Obmann Leonardo di Foggia – es fehlen: Christoph Schneider, Christian Schnorr, Heinrich Ratei

Gleichzeitig wurde vom Vorstand die Devise herausgegeben, sich nicht in finanzielle Abenteuer zu stürzen, um mit aller Gewalt in der Liga zu bleiben.

Landesliga-Nord-Mannschaft Saison 1995/1996


Der Kader: oben von links: Trainer Manfred Stroch, Michael Kress, Murat Baspinar, Mario Kolb, Klaus Flinner, Matthias Zentgraf, Horst Schliemann, Masseur Harald Schrimpf, Dieter Schütz, Christian Schnorr – mitte von links: Abteilungsleiter Werner Jost, Wolfgang Lambrecht, Christoph Schneider, Ingo Rippert, Volker Röhm, Uwe Schumacher, Thorsten Lindenthal, Mathias Ernst, Majk Milovic, Michael Storch, Obmann Leonardo di Foggia – unten von links: Alexander von Pazatka Lipinski, Frank Weber, Peter Linn, Heiko Eckardt, Marco Weber, Reiner Reich, Thorsten Zenker, Julian Schnorr.

Pech und fehlende Routine führten alsdann wieder in die Bezirksoberliga, in der der 6. Platz erreicht wurde.

Nach dem Abgang einiger Leistungsträger konnte der Abstieg in die Bezirksliga und zwei Jahre später in die A-Klasse nicht vermieden werden.

In der Saison 2001/02 konnte die Mannschaft um Trainer Thomas Töpfer und Abteilungsleiter Erich Kladek sowie dem überragenden Torjäger Jeffrey Feller wieder die Meisterschaft erringen und in die Bezirksliga aufsteigen.

Mannschaftsbild vor dem Vereinsgebäude – Sommer 2005

Obere Reihe: Trainer Thomas Töpfer, Farid Trubljanin, Hoang Chi, Dong, Philipp Stauch, Bastian Kummer, Florian Kummer, Florian Renner, Pierre Weiss und Betreuer Thomas Hergert
Untere Reihe: Andreas Marte, Julian Schnorr, Stefan Schneider, Peter Linn, Philipp Niesen, Ural Dolmaci und Thomas Wehner
Es fehlen: Daniel Hahl, Alexander von Pazatka-Lipinski, Christian Schnorr, Emir Sijaric, Ulrich Fromm, Jeffrey Feller und Torwart-Trainer Peter Kummer

Text: Werner Jost